Der Massentourismus hat einen bedeutenden Wandel in den malerischen Bergregionen der Schweiz eingeleitet, der eine alarmierende Verdrängung der einheimischen Bevölkerung mit sich bringt. Diese Transformation manifestiert sich in einer Vielzahl von Facetten, die das traditionelle Gewerbe dieser Orte bedrohen. Die jungen Einheimischen wandern aus, auf der Suche nach Arbeitsmöglichkeiten, die in ihren eigenen Berggemeinden knapp geworden sind. Die Gründe dafür sind vielschichtig.
Einer davon liegt in den erschwinglichen Wohnungspreisen, die für Spekulanten und wohlhabende Immobilienbesitzer ein Eldorado darstellen. Hier scheint es, dass die lokalen Einwohner, die ihre Wurzeln seit Generationen in diesen majestätischen Bergen haben, sich zunehmend gegen die Finanzkraft der Auswärtigen behaupten müssen. Die einheimische Bevölkerung sieht sich mit dem Druck konfrontiert, sich entweder die überhöhten Wohnkosten aufzubürden oder ihr Heimatland zu verlassen.
Diese exquisiten Landschaften, einst ein Quell der Ruhe und Schönheit, werden nun zur "Spielwiese" für wohlhabende Unterländer und zum Teil sogar ausländische Investoren. Die Verlockung, in diese atemberaubenden Bergregionen zu investieren, hat den Tourismus exponentiell angeheizt. Mit dem verstärkten Zustrom von Besuchern steigt die Nachfrage nach Dienstleistungen und Attraktionen. Die einmal ruhigen Orte werden zu pulsierenden Zentren für Reisende.
Es ist beunruhigend zu sehen, wie sich Gemeinden, die einst fernab des Trubels existierten, nun der Herausforderung stellen, auf den Tourismus zu setzen. Der Tourismussektor mag einen bescheidenen Anteil am Bruttoinlandsprodukt (ca.2.4% des BIP) der Schweiz ausmachen, jedoch verändert er die DNA dieser abgeschiedenen Orte radikal.
Die Gastronomiebranche in diesen Gebieten steht vor einem wachsenden Preiskampf, der einen ständigen Fluss von Touristen erfordert, um zu überleben. Diese Entwicklung stellt die Einheimischen vor eine schwierige Realität: Eine kleine Elite profitiert unverhältnismäßig von dieser Entwicklung, während der Großteil der lokalen Bevölkerung abseits des wachsenden Kuchens steht.
Der Reiz des Tourismus hat zweifellos die Einnahmen und die Wirtschaft belebt, doch die einheimische Bevölkerung zahlt den Preis dafür. Es ist an der Zeit, die Balance zwischen dem Schutz des kulturellen Erbes und der wirtschaftlichen Entwicklung zu finden, um sicherzustellen, dass diese majestätischen Bergregionen nicht ihr wahres Erbe und ihre Identität verlieren. Es liegt an uns, die nachhaltige Entwicklung zu fördern und die Belange der lokalen Bevölkerung zu schützen, während wir gleichzeitig das wirtschaftliche Wachstum im Einklang mit den Traditionen dieser einzigartigen Bergparadiese fördern.
Die Entwicklung unverhältnismäßiger Großprojekte, wie zum Beispiel das ambitionierte Seeprojekt in dem bisher vom Massentourismus verschonten Bergdorf Rabius, gibt Anlass zur Besorgnis. Die geplante Umsetzung dieses umfassenden Projektes scheint die bestehenden Strukturen zu überfordern. Schon allein die unzureichende Infrastruktur für die An- und Abreise stellt ein gravierendes Problem dar. Die kaum ausgebauten Zufahrtsstraßen werden einem Massenandrang nicht standhalten können. Die Grundbedürfnisse der Einheimischen wie Erstversorgung, medizinische Notfallversorgung und die Überlastung der örtlichen Gesundheitseinrichtungen in den Hochsaison werden dabei vernachlässigt.
Es scheint absurd, auf einen derart instabilen Wirtschaftszweig zu setzen, der stark von externen Besuchern abhängt und zudem zeitlich begrenzt ist. Ein solcher Fokus des Tourismus auf nur wenige Wochen im Jahr belastet die Einheimischen, während einige wenige Großunternehmer davon profitieren.
Der weitere Ausbau des Tourismus wird zwangsläufig zu einem verstärkten Andrang von Besuchern in der Natur führen. Warum sollte man also die letzten ruhigen Rückzugsorte der Surselva noch weiter mit einer saisonalen Industrie belasten? In den letzten Jahren sind Tourismus Hotspots wie Venedig, Madrid, Phuket in Thailand und Allgäu an den Herausforderungen des Massentourismus förmlich kollabiert.
Die Fokussierung auf eine nachhaltige Entwicklung, die die Interessen der Einheimischen schützt, sollte Vorrang haben. Der Erhalt der einzigartigen Identität und Schönheit der Bergregionen erfordert eine sorgfältige Abwägung zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und dem Schutz der natürlichen und kulturellen Ressourcen. Es ist an der Zeit, die Balance zu finden, die es ermöglicht, die Schätze dieser Gebiete zu bewahren, ohne dabei die Lebensqualität und die Bedürfnisse der einheimischen Bevölkerung zu vernachlässigen.
Die dringende Notwendigkeit, die Balance zwischen Tourismusentwicklung und dem Erhalt der Einzigartigkeit der Bergregionen zu finden, wirft unweigerlich entscheidende Fragen auf. Warum wird nicht vermehrt nach neuen Einheimischen gesucht, die bereit sind, in diesen Regionen sesshaft zu werden und einheimisches Gewerbe zu fördern? Junge Familien, die ihre Zukunft in der Surselva aufbauen möchten, könnten das Gewebe und die Wirtschaft dieser Orte stärken und aufblühen lassen.
Warum bevorzugt man nicht die Unterstützung des regionalen KMU-Gewerbes, das oftmals das Herz und die Seele der einheimischen Wirtschaft darstellt? Diese kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) werden nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern auch die Identität und Kultur der Region bewahren.
Es ist bedenklich, dass Tourismus-Großprojekte Vorrang erhalten, während die Grundbedürfnisse der Einheimischen in den Hintergrund rücken. Die Verbesserung der Erstversorgung, medizinische Einrichtungen und die Unterstützung lokaler Infrastruktur sollten Priorität haben.
Die Förderung und Anziehung neuer Einheimischer, die Aufbau und Wachstum in diesen Gebieten suchen, könnte die Basis für eine nachhaltige Entwicklung darstellen. Das Gewährleisten einer guten Lebensqualität für die Einheimischen und die Stärkung der lokalen Wirtschaft sollte im Fokus stehen, um die Schönheit und Einzigartigkeit dieser atemberaubenden Bergregionen zu bewahren. Es ist an der Zeit, die Prioritäten zu überdenken und sicherzustellen, dass die Entscheidungen im Einklang mit den Bedürfnissen und der Zukunft dieser Regionen stehen.
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